Sonntag, 19. Juli 2020

Tag 1 von Berlin nach Oranienburg

Es gibt, oder besser gab in Pankow ein Café, das lag direkt am Meer. Zwar war das Meer nicht zu sehen, aber die Stimmung war klar so, die Luft auch, das Gefühl davon und die Erinnerung an Seewind und Sand und Würze ... und Ferne. Ich trank dort Kaffee und aß Kuchen und starrte auf diese eine Ecke, hinter der es liegen muss und erwartete jemanden zu sehen, der mit Badesachen und Kuchenförmchen und Sand an den Sandalen und sattem Blick von dort kommt. Und jedes Mal zahlte ich meinen Kaffee und bog um die andere Ecke, ohne nachzusehen, ob das Meer wirklich dort liegt, dort in Pankow, hinter dem Schloß. 

Heute nun hole ich das nach. Ich kaufe einen Café to go, biege ab und folge einem Weg: dem E10.

Den Weg bis Oranienburg kenne ich wie meine Westentasche. Schönhauser Allee, Schloß Niederschönhausen, Blankenfelde und seine Pferde, Tegeler Fließ, Mönchmühle, Mühlenbeck, dann in den Wald und über die Autobahn westlich von Summt, durch den Sumpf und über die Briese, um die Kaserne bis zum Oder Havel Kanal, und dann noch ein Stück weiter bis zum Grabowsee und Dameswalde. 

Am Kanal sollte ich auf den Europäischen Fernwanderweg E10 treffen ... aber der E10 ist eher ein spukender Pfad ... mal taucht er auf, mal ist er nicht zu sehen, mal gibt es eine Route, mal ist sie zweifelhaft, mal gibt es Markierungen, mal weisen sie in die Irre, mal überrascht er, und mal wollen ich und er nichts voneinander wissen ... so als gäbe es uns gar nicht.

Ortsausgang Mühlenbeck, Ende des inneren Speckgürtels. Ab hier Wald und weiter Welt.



Briese ... den 66 Seen Weg kreuzen. Erste Wanderwegweiser.



Hügel und Truppenübungsplatzwaldgebiet östlich von Oranienburg.


Oder Havel Kanal. Kanäle, Wasserstraßen, Schleusen und Bootstouristen werden mich viele Tage begleiten. Hier noch mit offiziellem Anstrich einer echten Wasserstraße, später als komplett die Landschaft durchdringende Touristenwelt.


Kindheitserinnerungen. Jahre habe ich auf so einen Bagger gestarrt. Ein Kasten an einem Seil zieht Kies zu sich hin. Nie sah ich Sinn darin, aber immer viel Spaß. Ein Berg eines erwachsenen Spielkindes, das den ganzen Tag auf einem Kieshügel mit tollem Gerät aktiv sein wollte. Heute endlich wieder entdeckt.


Grabowsee. Dorfjugend aus Oranienburg feiert Party. Fette Bässe, guter Asi Rapp, authentisch. Ich nicke wohlmeinend. Weiter im Norden, in der Provinz, wären die gleichen Gesten eine abgekupferte Kinderei.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen